Thomas Stöhlker, Leiter des Forschungsbereichs Atom-, Quanten- und Fundamentalphysik von GSI/FAIR, zugleich Direktor des GSI Helmholtz-Instituts Jena und Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wurde mit einem „ERC Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) ausgezeichnet. Prof. Stöhlker erhält den renommierten Forschungsförderpreis der Europäischen Union für etablierte Wissenschaftler*innen für sein Projekt HITHOR, das unter Verwendung hochgeladener Thorium Ionen des Isotops Th-229 den Weg für die Entwicklung einer Kernuhr ebnen soll. Eine Kernuhr würde die Zeitmessung mit nie dagewesener Stabilität und Genauigkeit ermöglichen und einzigartige Möglichkeiten im Hinblick auf neue Erkenntnisse in der Grundlagenforschung sowie für innovative Anwendungen eröffnen.
Für sein Projekt HITHOR – „Highly Ionized Trapped 229-Thorium: A New Paradigm Towards a Nuclear Clock“ – erhält Professor Thomas Stöhlker eine Millionen-Förderung. Der Europäische Forschungsrat unterstützt auf diese Weise Stöhlkers wegweisende Arbeiten zur Präzisionsspektroskopie hochgeladener Ionen in Speicherringen und Fallen mit dem Ziel, die Entwicklung einer Kernuhr – basierend auf hochgeladenem 229-Thorium – voranzutreiben. Die Auszeichnung unterstreicht die herausragende Qualität der wissenschaftlichen Forschung am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und dem dort entstehenden künftigen Beschleunigerzentrum FAIR. Der Antrag wurde gemeinsam von der GSI und dem Helmholtz-Institut Jena, einer GSI-Außenstelle, dessen Direktor Thomas Stöhlker ist, gestellt und berechtigt zu einer Förderung in Höhe von maximal 2,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren.
„Ich freue mich außerordentlich über diese großartige Chance und bedanke mich beim Europäische Forschungsrat“, sagt Thomas Stöhlker. „HITHOR wird an den Ionenspeicherringen- und Fallenanlagen von GSI/FAIR realisiert, da dies die einzige Beschleunigeranlage weltweit ist, an der hochionisiertes 229-Thorium synthetisiert, abgebremst, eingefangen, gekühlt und schlussendlich einer Präzisionsmessung zugeführt werden kann. Der ERC Advanced Grant ermöglicht meinem Team und mir, das außergewöhnliche Fachwissen von Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen von GSI/FAIR und dem Helmholtz-Institut Jena zusammenzuführen, um diese neuartigen Experimente zu realisieren.“
Der Wissenschaftliche Geschäftsführer von GSI und FAIR, Professor Paolo Giubellino, unterstreicht: „Ich gratuliere zu dieser fantastischen Leistung. Ich bin hocherfreut über die Würdigung von Thomas Stöhlker und seinem Team, das mit innovativen Projekten und hohem Engagement wichtige Fragestellungen und Herausforderungen der aktuellen Physik angeht, die Anwendungen, basierend auf genauen Zeitmessungen, revolutionieren könnten. Der Grant belegt die außergewöhnliche Qualität unserer Wissenschaftler*innen und Forschungseinrichtungen bei GSI und FAIR. Wir freuen uns alle auf bahnbrechende Ergebnisse bei diesen einzigartigen Experimenten an unseren Speicherring- und Ionenfallenanlagen.“
Gegenwärtig wird in vielen Labors weltweit intensiv an der „Thorium-Uhr“ geforscht, da eine solche „Kernuhr“ neue Möglichkeiten für die Grundlagenphysik eröffnet, so z. B. die Prüfung einer Zeitvariationen von Naturkonstanten und die Erforschung des Rätsels der dunklen Materie. Langfristig könnte eine solche „Kernuhr“ sogar zur Etablierung eines neuen Zeitstandards führen. Das Alleinstellungsmerkmal des Projekts „HITHOR“ ist ein neuartiger Zugang zur „Thoriumuhr“ mit dem Fokus auf hochionisiertes 229-Thorium, ein elementares Quantensystem, das lediglich aus dem Thorium-Atomkern mit nur einem oder wenigen Elektronen besteht. Die für hochionisiertes 229-Thorium angestrebte Realisierung einer auf Kernübergängen basierenden Uhr verspricht faszinierende neue Erkenntnisse. Mit einer solchen Kernuhr ließen sich z. B. die uns bekannten Naturkonstanten hinsichtlich kleinster Veränderungen in der Zeit untersuchen und neue Wege eröffnen, um das Rätsel der dunklen Materie zu erforschen.
Laut dem Europäischen Forschungsrat (ERC) gehören ERC Advanced Grants zu den anspruchsvollsten und prestigeträchtigsten Förderinstrumenten der EU. Sie eröffnen führenden Spitzenforscher*innen die Möglichkeit, ehrgeizige, von Neugier getriebene Projekte zu verfolgen, die zu großen wissenschaftlichen Durchbrüchen führen könnten. Die Gesamtförderung für ERC Advanced Grants beträgt fast 652 Mio. EUR und ist Teil des EU-Programms „Horizont Europa“. (GSI/L. Weitz)
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